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Rechter Pfarrer Lothar Mack spricht bei StayAwake Bamberg

Der evangelisch-reformierte Pfarrer Lothar Mack hatte auf der Kundgebung der Coronaleugner*innen von StayAwake Bamberg einen Gastauftritt. Mack ist schon häufiger bei Kundgebungen aus dem Querdenken-Spektrum aufgetreten, etwa im November 2020 in Basel, im Januar 2021 in Fürth, im Februar 2021 in Karlsruhe und am Donnerstag, den 13. Mai 2021, bei einer als Gottesdienst deklarierten Veranstaltung in Schlüsselfeld. Auf der Schlüsselfelder Veranstaltung vernetzte er sich vermutlich mit StayAwake Bamberg, die den bekannten Rechtspopulisten direkt für ihre Veranstaltung am Samstag den 13. Mai 2021 einluden.

Stramm rechter Pfarrer

Zwar ist die Schweizer Kirche nicht für ihre progressive Ausrichtung bekannt. Doch selbst für sie ist Mack zu weit rechts außen – so gab die Schweizer Kirchengemeinde Heiden im Mai 2016 bekannt, dass man das Arbeitsverhältnis mit Mack zum Jahresende aufgelöst habe. Mutmaßlich wegen islamophober Äußerungen, die er getätigt hatte. Mack selbst bestätigte in einem Interview im rechtsextremen Blatt Sezession, sein Pfarrkollege und der Kirchenvorstand hätten seine Aussagen als „massiven Affront“ gewertet. Herausgeber der Sezession ist Götz Kubitschek, der „geistige Führer der neuen Rechten in der AfD“ so die FAZ in einem Beitrag von 2016. Der Verfassungsschutz stuft das von Kubitschek betriebene Institut für Staatspolitik als rechtsextremen Verdachtsfall ein.

Lothar Mack engagiert sich in der Schweiz in führender Position beim Verein Sichtwechsel. Der Verein bietet „Beratung bei falschen Missbrauchserinnerungen“ an und bedient das Narrativ, dass Personen häufig zu Unrecht des sexuellen Missbrauchs beschuldigt und Erinnerungen an Übergriffe „induziert“ würden.

Mack trat 2018 als Redner beim rechten Frauenbündnis Kandel auf und bezeichnete dort die Asylpolitik der Bundesregierung als „Beihilfe zum Menschenopfer“. Hintergründe zu den rechten Aufmärschen in Kandel und den ersten Teil der Rede von Lothar Mack im Wortlaut findet ihr in diesem Überblick des Karlsruher Netzwerks gegen Rechts.

Mack schreibt auch für das Online-Magazin Rubikon, das neben seriösen Journalist*innen etwa auch den Querfront-Rapper Wojna (Die Bandbreite) publiziert. In den letzten Monaten ist Rubikon durch die Verbreitung von Verschwörungsmythen mit Corona-Bezug aufgefallen ist.

Verschwörungstheorien mit christlichem Spin

Ein Mann mit buntem Zylinder, rotem T-Shirt und blauer Flagge hält eine Kamera in der Hand.
Politisch und ästhetisch grenzwertig: Ein Teilnehmer der Versammlung von StayAwake trägt ein Shirt aus dem Shop des Neonazis Sven Liebich. Foto: Martin Müller

Im Vergleich zu vergangenen Redebeiträgen gab sich der Rechtspopulist bei der gestrigen Versammlung zahm. Er verbreitete bekannte Lügenmärchen über Impfungen und Masken: mRNA Impfstoffe würden das Erbgut verändern, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen würde gesundheitliche Schäden bei Kindern hervorrufen. Die BioNTech-Impfung sei eine „Giftspritze“, für alte Menschen gefährlich und daher „fahrlässige Tötung“. Kinder gegen COVID-19 zu impfen sei ein „Menschenversuch“ und „staatlicher Kindesmissbrauch“.

Außerdem beschuldigte Mack Kirchen-Vertreter*innen des „Verrats am Evangelium“, unter anderem weil sie „Trennung und Spaltung in der Gemeinde“ akzeptieren würden. Eine Testpflicht für die Teilnahme an Gottesdiensten lehnt er ab. Mack relativierte Rassismus, indem er einen behaupteten gesellschaftlichen Ausschluss der Ungeimpften als „neue Apartheid“ und „neuen Rassismus“ bezeichnete.

Gläubige und Kirchen-Vertreter*innen sollten sich seiner Meinung nach staatliche Vorgaben widersetzen, wenn sie nicht mit „biblischen Zusagen“ im Einklang seien. Denn „Wer sich nicht widersetzt, macht sich mit schuldig.“ Auf der Veranstaltung wurden Spenden für Lothar Mack gesammelt.

Über den Besuch von Sven Liebich beim Autokorso von StayAwake Bamberg am 13.05.2021 wurde kein Wort verloren und es ist zu erwarten, dass StayAwake Bamberg weiterhin das Recht auf Versammlungsfreiheit nutzen wird, um Feind*innen einer demokratischen und pluralen Gesellschaft eine Bühne zu bieten.